Unerwiderte Liebe: Was tun, wenn Liebe nicht auf Gegenliebe stößt? Erotomanie und Liebeswahn – Unerwiderte und unerfüllte Liebe aus psychologischer Sicht. Machen Sie den Test, ob Sie betroffen sind.
Fühlen Sie sich hässlich? Denken Sie manchmal, Sie wären nicht schön genug? Dann geht es Ihnen so wie fast allen Menschen. Aber handelt es sich um einen Dauerzustand, der sie lähmt und blockiert, dann leiden Sie vielleicht unter Dysmorphophobie – krankhafter Angst, hässlich zu sein
Laut Studien leiden mindestens zwei Prozent aller Menschen an einer körperdysmorphen Störung (KDS). Das bedeutet, sie sind nie mit ihrem Aussehen zufrieden, sie entdecken immer neue Makel, für die sich schämen. Im schlimmsten Fall wollen sie sie das Haus nicht mehr verlassen. Doch abseits von solchen zwangsähnlichen Symptomen, die Zeichen einer psychischen Störung sind, gibt es eine weitaus größere Zahle an Menschen, die mit ihrem Aussehen so unglücklich sind, dass dies ihre Partnersuche belastet, manchmal sogar völlig verhindert.
Denn wer sich nicht selbst annimmt, der kann auch niemanden ernst nehmen, der einem Zuneigung zeigt. Jemanden lieben, der sich selbst nicht liebt, ist der frustrierende Kampf gegen die Windmühlen eines niedrigen Selbstwertes. Es hilft auch nicht, solchen Menschen immer wieder durch Komplimente Selbstvertrauen schenken zu wollen, häufig werden sie ärgerlich, weil sie nicht glauben können, was sie hören und sich auf den Arm genommen fühlen. Sie sind oft so überzeugt, dass sie hässlich sind, dass derjenige, der sie vom Gegenteil überzeugen will, als Idiot angesehen wird – denn der muss er doch sein, wenn er das Offensichtliche nicht erkennt. Der gefährliche negative Glaubenssatz und die Überzeugung hässlich zu sein, die haben sich selten durch einen einzigen Moment entwickelt und lässt sich ebensowenig durch ein einziges Argument entkräften.
Ich fühle mich hässlich, obwohl ich hübsch bin
Ich hasse mein Gesicht … (meine Beine, meinen Bauch, meine Brüste …) Es sind besonders oft die durchaus attraktiven Menschen, die unter KDS leiden. Sie vergleichen sich mit den schönsten der Schönen – und das Ergebnis sorgt für Komplexe und Zwangsstörungen. Hässlich, unattraktiv und nicht sexy – das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstsein, es ist auch manchmal eine Schutzstrategie. Manchen Menschen fällt es leichter, ausbleibenden Erfolg bei der Partnersuche bei ihrem Aussehen zu verorten, als zuzugeben, dass ihre Vorstellung einer romantischen Liebesbeziehung unrealistisch sein könnte. Dann wird KDS zur Schutzstrategie vor Verletzungen durch andere – indem man sich selbst verletzt. Jeder Körperteil kann zum Objekt der Scham werden. Kopf und Gesicht, Körperwuchs, Busen, Brust, Beine, Hintern und bei Männern die Muskulatur. Die meisten Betroffenen quält eine globale Unzufriedenheit mit ihrem Äußeren, die sie in vielen Situationen des Alltags behindert – bei der Partnersuche lähmt und blockiert.
Unterstützt Instagram die Angst, hässlich zu sein?
War es früher besser? Also vor dem Internet und dem Smartphone? Ob Instagram und vergleichbare Communities und soziale Medien den Selbstwert senken, das können Soziologen besser beantworten. Auch früher gab es bereits eine Menge schöner Bilder von schönen Menschen, mit denen man sich vergleichen konnte. Ein Forscher-Team um Professor Gottman hat ausgerechnet, dass Frauen heute zwischen 400 und 600 Anzeigen pro Tag sehen, von denen jede elfte mehr oder weniger direkt vermittelt, wie weibliche Schönheit sein sollte. Das macht über 6 Millionen solcher Botschaften in einem Leben. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass von all diesen Botschaften bei einer solchen Rate nicht zumindest ein Eindruck von Schönheitsideal hängen bleibt. Und nicht nur das: Die Botschaften werden überwiegend von unnatürlichen Schönheiten transportiert, retuschierten Modellen, die in Natur ganz anders aussehen. In vielen Fällen ist es ganz einfach unmöglich, so auszusehen wie das Modell, das etwas verkaufen soll. Vielleicht (nein, ziemlich sicher) erinnern sich Frauen schon bald nicht mehr an das beworbene Produkt, doch diese Ahnung, egal wie viel Mühe sie sich geben würden, so attraktiv könnten sie niemals werden, die festigt sich.
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Hässlich als das Gegenteil von Glück und Erfolg
Schönen Menschen fällt Glück und Erfolg einfach zu, weil sie eben schön sind. Dieser Gedanke scheint unauslöschlich. Dahinter steckt natürlich kaum mehr als die Hoffnung, dass es so wäre. Es ist erwiesen, dass attraktive Personen in vielen Lebensbereichen bevorzugt werden, keineswegs lässt sich das aber auf deren Zufriedenheit übertragen. Singles, gerade jene, die lange vergeblich in Partnersuche investiert haben, malen sich häufig aus, wie viel einfacher sie es hätten, wären sie hübscher. Das stimmt nicht, wie eine einfache Rechnung zeigt. Nur etwa 5 Prozent der Menschen sind – rein optisch – auffällig attraktiv und genauso wenige sind ganz besonders unattraktiv. Da fast alle Menschen einen ähnlich attraktiven Beziehungspartner suchen, ist eigentlich offensichtlich: Die 90 Prozent Normalos, also jene, die irgendwo dazwischen anzusiedeln wären, die haben mit einem riesigen Abstand die größte Auswahl. „Mein Aussehen ist mein Fluch“, hat nicht ganz umsonst so manche Schönheit bereits geseufzt.
Schönheit wird definiert durch das Gesamtpaket
Wir lieben mit all unseren Sinnen. Um sexuelle Erregung zu verspüren, benötigen die meisten Menschen weniger, viele Männer nur den Sehsinn, denn der ist bei ihnen mit dem Testosteron verdrahtet. Schon kleinen Mädchen wird das Kompliment gemacht: „Du siehst aber hübsch aus heute.“ So lernen sie von Anfang an, dass ihr Aussehen ihnen Anerkennung und Aufmerksamkeit verschafft. Für die Partnersuche scheint dies, wenn nicht das wichtigste Kriterium, dann doch eines der wichtigsten zu sein. Hinzu kommt, dass durch die Bilderflut der Smartphones, der erste Eindruck zweidimensional bleibt. Im wahren Leben sind für die Anziehungskraft entscheidend Gestik, Mimik, Auftreten, Körperhaltung und -spannung, Ausdruck, Sprachtempo und -witz, Stimme und Dialekt … – Modellmaße sind ausschließlich für Fotos interessant, wo nicht alle Sinne zur Geltung kommen. Und vermutlich ist etwas dran an der These, dass deshalb die Bilderflut von Instagram eher zur Selbstkritik bis hin zur Selbstverachtung führt. Dabei bleibt es aber nicht, denn die Transferleistung vom Aussehen zur Persönlichkeit bis hin zur Lebensqualität geht blitzschnell, schneller als man nach rechts oder links wischen kann. Es gibt Accounts von Modells Mitte 20, deren halbe Million Follower dank Instagram-und Facebook-Stories intime Details wissen, die zuvor nur eine Handvoll Beziehungspartner wissen konnten. Eine solche – wenn auch nur scheinbare – Nähe lässt die Betrachter glauben, die Abgebildeten zu kennen, ihnen nahe zu sein oder nahe zu kommen und eine Form der Bindung aufzubauen, die irgendwo zwischen Bewunderung, Sehnsucht und Neid verortet ist.
Wer andere erhöht, wertet sich selbst ab
Abwertung erfolgt nicht nur aktiv durch andere, sie wird auch selbst initiiert. Für die Partnersuche bedeutet dies, dass die Betroffenen aus einer Position der Schwäche heraus vermeintlich starke Partner suchen. Doch genau dies führt häufig in eine emotionale Abhängigkeit, denn gerade jene, die stark erscheinen und sich mit schwächeren Menschen zusammen tun, suchen in Wahrheit oft nur deren Anerkennung, um das eigene verletzte Selbstwertgefühl zu stärken.
Die Betroffenen beschäftigen sich unentwegt mit ihrem Äußeren. Viele suchen Hilfe bei Plastischen Chirurgen und einer Schönheitsoperation, doch die erhoffte Erleichterung bringt diese meist nicht. Danach sind sie häufig unzufrieden mit dem Ergebnis oder sie fokussieren sich auf einen anderen angeblichen Makel. Beispielsweise kann Kognitive Verhaltenstherapie die Betroffenen unterstützen, ihren Selbstwert aus anderen Quellen als Äußerlichkeiten zu schöpfen.
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Übung aus der Praxis, um sich attraktiv zu fühlen
Haltung und Stimmung lassen sich beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise Ihre Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben ziehen, spüren Sie mit der Muskelanspannung auch einen kleinen Fröhlichkeit-Kick. So ungefähr funktionieren die nächsten beiden Interventionen:
- Sich selbst attraktiv finden: Stellen Sie sich vor, jeder da draußen findet Sie begehrenswert. Nicht unbedingt schön im klassischen Sinn wie ein Modell, wenn Ihnen das komisch vorkommt, aber attraktiv, anziehend und begehrenswert … Jeder Passant, jeder Hund, jede Katze. Die ganze Welt findet Sie sexy. Verinnerlichen Sie diesen Gedanken und spüren Sie nach, wie sich dadurch Ihr gang, Ihre Körperhaltung, Ihre Mimik – und Ihre Stimmung – verändern. Wie Ihre Bewegungen fließender werden, sich Ihre Körpermitte festigt, Sie sich aufrichten, Ihr Blick gerader wird und weiter … Wenn Sie in den Flow geraten, dann achten Sie auch auf die Reaktion der Menschen um Sie herum: Nehmen Sie wahr, wie Sie plötzlich anders wahrgenommen werden, wie Ihre Umwelt Sie mehr beachtet und sich regelrecht anstecken lässt von Ihrer guten Laune und die Blicke, die Ihnen begegnen, freundlicher, achtsamer und positiver werden.
- Andere attraktiv finden: In der zweiten Stufe dieser kleinen Übung, wenn Sie durch die positiven Reaktionen Ihrer Umwelt und durch das Hochgefühl der eigenen Stimmung mutiger geworden sind, reagieren Sie nun auf andere Menschen. Zunächst einmal legen Sie sich den Satz zurecht in Ihrem Kopf: „Du bist wirklich sexy!“ Auch hierbei beobachten Sie, was dieser Gedanke macht. Ihr Gesicht strahlt, Ihr Mund formt ein Lächeln, das vielleicht etwas verschmitzt, vielleicht sogar etwas provozierend wirkt. Zum gefestigten Selbstwert des ersten Teils der Übung kommt nun die Interaktion mit anderen: Kurz, Sie beginnen zu flirten. Sie bleiben im Flow, aber wenn Ihnen jemand begegnet, den Sie attraktiv finden, dann formen Sie den Gedanken: „Du bist wirklich sexy!“ Möglicherweise trauen Sie sich noch nicht, den Blick dabei zu halten. Das macht nichts, das kommt noch. Achten Sie auch hier auf die Veränderungen in Ihrem Körper und auf die Veränderungen im Blick Ihres Gegenübers. Es wird einige Menschen geben, die werden irritiert sein, das sind jene, die diese Übung auch mal machen sollten, aber die allermeisten werden Ihr Lächeln erwidern. Das ist ein Reflex. Und sie werden, weil sie den Gedanken hinter Ihrem Lächeln unbewusst dechiffrieren können, Ihnen ein Lächeln zurücksenden, das für einen Moment Dankbarkeit für dieses Kompliment zeigt. Zuletzt achten Sie darauf, was es bei Ihnen macht, wenn Sie diese Reaktion erhalten und wie Sie sich dann fühlen. Ich verspreche Ihnen, Sie wollen diese Übung wiederholen!
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